Ist was wir wahrnehmen nicht wahr? Informationen, die wir über unsere Sinnesorgane erhalten, reichen in der Regel nicht aus, um ein brauchbares Bild von der Außenwelt bereit zu stellen. Unser Gehirn filtert, selektiert und deutet die eintreffenden Sinnesdaten. Bewusst wird uns nur das Ergebnis dieses Prozesses. Dieses Wahrnehmungsergebnis beruht auf Hypothesen des Gehirns. Ist eine dieser Hypothesen falsch, kommt es zu einer Wahrnehmungstäuschung.
Was wir wahrnehmen ist also nicht (immer) wahr! Täuschungen als bloße »Fehlleistungen« abzutun, wäre aber verfehlt: Sie sind ein Triumph über ein auf den ersten Blick zwar nahe liegendes, aber letztlich wenig hilfreiches Konzept, die Welt einfach nur so genau wie möglich über die Sinne abzubilden. Relevant (etwa fürs Überleben) ist nicht in erster Linie, was »wahr« ist, sondern was uns in die Lage versetzt, effektiv und sinnvoll auf unsere Umwelt zu reagieren.
Wie kommt die Welt in den Kopf? Was macht das Gehirn daraus? Und welche Bedeutung hat all das für die menschliche Erkenntnisfähigkeit? Aktuelle Forschungsergebnisse liefern Grundlagen für die Debatte um das moderne Selbstverständnis des Menschen.
Mit Beiträgen von Michael Bach, Heinrich H. Bülthoff, Hubert R. Dinse, Hinderk M. Emrich & Markus Zedler & Wolfgang Dillo, Karl R. Gegenfurtner & Alexander C. Schütz & Doris I. Braun, Hanns Hatt, Mirja Hubert & Peter Kenning, Birger Kollmeier, Bernd Lingelbach & Walter H. Ehrenstein, Michael Pauen, Wolf Singer.